Am Dienstag erreichte uns dieser Beitrag von Herrn Schmitt, der aus seiner Kindheit im Dreieck Freiligrathstraße, Scheidswaldstraße und Wittelsbacherallee berichtet. Und der so treffend die Entwicklung bis heute beschreibt, dass wir sofort nachgefagt haben, ob wir den Bericht auch veröffentlichen dürfen:

„I had a dream“

Von 1954 bis 1973 habe ich den größten Teil meiner Kindheit und meine komplette Jugendzeit in der Freiligrathstr. 5 verbracht. Bis zum Jahr 2000 kam ich immer wieder regelmäßig hierher zurück, um meine Eltern zu besuchen. Daher fühle ich mich dem Quartier zwischen Freiligrathstraße, Scheidtswaldstraße und dem Abschnitt der Wittelsbacher Allee immer noch sehr stark verbunden. Der Bunker prägte mich und meine Spielkameraden aus der näheren Umgebung schon allein aufgrund seiner gewaltigen Größe. Es war uns von unseren Eltern strikt untersagt, das eingezäunte Gelände zu betreten. Wegen Schmutz und Ratten.

Durch die Webseite zum Bunkerabriss ist es zu zahlreichen Gesprächen und Kontakten mit der Nachbarschaft gekommen. Das führt dazu, dass der Autor einige Korrekturen an seinem ersten Kommentar vornehmen muss. Tatsächlich wird der Bunkerabriss von nicht wenigen Anwohnern generell kritisch angesehen, ebenfalls die Nachverdichtung mit Mietwohnungen durch den geplanten Neubau.
Folgende Argumente wurden u.a. sinngemäß angeführt:

  • Der Bunker wurde durch das wuchernde Efeu und die völlig eingewachsene Umgebung zu einem wichtigen Biotop in der Frankfurter Betonwüste. Vögel brüteten im Gestrüpp, er war Lebens – und Rückzugsgebiet für Insekten und Kleintiere, wie z.B. Fledermäuse und Eichhörnchen.
  • Der Bunker war ein Fixpunkt der Ruhe im Dreieck aus Freiligrathstraße-, Scheidswaldstraße und der Wittelsbacherallee, der nun wegfällt.
  • Die Politik im Ortsbeirat und in der Stadt hat sich niemals um die Interessen und Wünsche der betroffenen Bürger/Anwohner gekümmert. Der Bunker wurde an privat verkauft, der Abriss und ein Wohngebäude ohne Bürgerbeteiligung genehmigt.

Tatsächlich war der Freiligrathbunker kein besonderes Thema in der Stadtpolitik. Es gab nur wenige Anfragen und Beschlüsse, die sich in der Mehrzahl damit befassten, wann endlich das Ding abgerissen und Platz für eine Wohnbebauung geschaffen würde. Die Suche in den öffentlich zugänglichen Dokumenten der Frankfurter Gremien ergibt gerade mal acht unterschiedliche Anfragen und Beschlüsse.

Es gibt allerdings auch Kritik an dieser Webseite. Geäußert wurde diese im Zusammenhang mit einem Beitrag des Journal Frankfurts auf Facebook zum Bunkerabriss.

Keine Frage - der baufällige Bunker Freiligrathstraße muss abgerissen werden. Und soll damit Platz für neue Wohnungen machen, die die Stadt dingend benötigt. Als direkter Anwohner hat man zwar die sogenannte "Arschkarte" gezogen und muss wahrscheinlich zwei Jahre lang Baulärm, Staub und Dreck ertragen. Das gehört zum unvermeidbaren Lebensrisikos eines Stadtbewohners.

Was man aber nicht akzeptieren muss, wenn die Bauunternehmer und Bauherren aus Kostengründen auf alle Regeln pfeifen und aus einem einfachen Baugerüst gegenüber der Öffentlichkeit ein Lärmschutzgerüst machen. Und dabei den gesetzlich geforderten Lärmschutz so gestalten, dass man von einer bloßen Attrappe reden kann. Oder man kündigt kaum merkbare Sprengungen an, redet von kleinräumigen Lockerungssprengungen, um dann in dicht bebauten Wohngebieten ordentlich drauf los zu sprengen, Hauptsache die Wirkung ist maximal.